Thea und Dieter Meurer starten ihre Mobil-Tour Jakobsweg in den französichen Pyrenäen. (Foto: Meurer)

Thea und Dieter Meurer starten ihre Mobil-Tour Jakobsweg in den französichen Pyrenäen. (Foto: Meurer)

Ich bin dann mal weg – mit dem Wohnmobil auf dem Jakobsweg

Frankreich, Gastbeitrag, Reise, Spanien, Tourismus, Urlaub

Kann man den Jakosbweg auch mobil erkunden? Die D.C.I.-Autoren Thea und Dieter Meurer haben es mit einer organisierten Tour auf dem französischen Camino ausprobiert und waren begeistert. Hier ist Teil 1 ihres Berichtes mit dem Start in den französischen Pyrenäen.

Das Buch von Hape Kerkeling* hatte unseren Wunsch gestärkt, irgendwann einmal diesen Weg nach Santiago de Compostela kennen zu lernen. Daher war recht schnell die Idee gereift, die organisierte Tour für Wohnmobile und Wohnwagen von Siwa-Tours aus Biberach zu buchen, zumal wir die beiden Reiseleiter Sibylle und Günter Bossert von einer gemeinsamen Fahrt nach Sizilien kannten.

Ende Mai machten wir uns aus dem Rheinland auf in Richtung französische Pyrenäen, wo unsere Reise in St. Jean-Pied-de-Port am 7. Juni 2017 startete. Im Laufe des Tages trafen alle Teilnehmer auf dem schönen und ruhigen Campingplatz ein, und wir konnten diese abends bei einem ersten Begrüßungsessen näher kennen lernen. Von Anfang an herrschte eine nette und freundliche Atmosphäre unter allen Reiseteilnehmern.

Aus einem Mercedes Viano mit spanischem Kennzeichen war vor diesem Essen die Fernseh-Crew gekrabbelt. Sicherlich waren alle gespannt, wie die Begleitung mit diesem Fernsehteam von SWR 3 unsere Reise beeinflussen würde. St. Jean-Pied-de-Port mit dem Jakobustor ist der Beginn für die meisten Pilger. Am nächsten Tag ging es mit den Fahrrädern oder per pedes in den Ort, immer begleitet durch das Kamerateam.

Im Pilgerbüro wurden die ersten Stempel abgeholt. Anschließend machten wir noch gemeinsam eine Pause in einem Café und fuhren in Gruppen zurück zum Campingplatz. Dort ließen wir den ersten Tag der organisierten Tour ausklingen.

Ab sofort fand jeden Morgen eine Informationsbesprechung durch die Reiseleitung statt. Sibylle und Günter würzten diese jeweils mit ersten wichtigen Vokabeln der spanischen Sprache. Natürlich musste Mollie, unsere vierbeinige Begleiterin, vorher jeweils alle Teilnehmer herzlich begrüßen. Uns allen fehlt sicherlich ihre Zunge an unseren Knien und Waden.

Von St. Jean-Pied-de-Port führte die erste Etappe bei leider nebligem Wetter über den Pass von Ibaneta bis zur Klosteranlage Roncesvalles und weiter nach Besuch der kleinen romanischen Kapelle St. Maria de Eunate zu unserem nächsten Campingplatz in Mendigorria, wo viele Spanier ihre Zelte, Wohnwagen und Wohnmobile für das Wochenende installiert hatten, ein lebhaftes Treiben.

Es war ein netter Platz mit Restaurant, Geschäft, guten Sanitäreinrichtungen und einer gemütlichen Umgebung. Hier fuhr uns leider der Schreck in die Glieder, weil die Campingplatz-Betreiberin uns gegen Abend mitteilte, unser Mitreisender Theo hätte einen Unfall gehabt. Glücklicherweise war nichts passiert, nur konnte Theo an einer steilen Stelle sein frontgetriebenes Fahrzeug nicht mehr bewegen. Dank der Hilfe freundlicher Polizisten, die ihn schließlich mit einem Geländefahrzeug herauszogen, wurde unser Theo unter Polizeieskorte zum Campingplatz gebracht.

Dieser Campingplatz sollte für mehrere Tage unser Standort werden. Abends gab es vor dem ersten gemeinsamen spanischen Abendessen zuerst einen Apéro mit Sangria auf der Terrasse. Samstags machten wir einen Tagesausflug nach Pamplona mit einer deutschen Reiseführerin, die uns die Sehenswürdigkeiten der Stadt (Kirchen, Museo Diocesano, Stadtmauer, Festung und natürlich Stierkampfarena) zeigte.

Das vorabendliche Essen mit sehr viel Olivenöl und Knoblauch führte während der Besichtigungen zu manch schnellem WC-Besuch. Mittag wurde im ehemaligen Stammlokal von Hemingway mit Tapas, Wein und Bier sowie Nachtisch und Kaffee gemacht. Hier wurde auch nochmals das Geburtstagsständchen für Hermann gesungen, damit die Filmcrew dieses auch aufnehmen konnte.

Abends lud uns Hermann zu seinem Geburtstag auf die Terrasse des Campingplatz-Restaurants zu einem Apéro ein. Am kommenden Tag ging es mit Bus und Reiseführerin Rosemarie in das bekannte Rioja-Weinanbaugebiet. Die Fahrt führte über Estrella nach Laguardia, einer kleinen mittelalterlichen Stadt, wo wir nachmittags an einer Kellerbesichtigung mit Weinprobe teilnehmen konnten.

Der französische Camino hat 32 Stationen und ist der bei Pilgern beliebteste Weg nach Santiago. (Grafik: DCI)
Der französische Camino hat 32 Stationen und ist der bei Pilgern beliebteste Weg nach Santiago. (Grafik: DCI)

Der ganze Ort ist quasi mit Weinkellern „durchlöchert“. Anschließend besichtigten wir noch gemeinsam ein sehr interessantes Weinmuseum und fuhren dann mit dem Bus zu den lebenden Hühnern in der Kirche Sto. Domingo de la Calzada. Immer wieder sah man abends einige Reiseteilnehmer nochmals das Buch von Hape Kerkeling lesen, der viele dieser Orte in seinem Buch beschrieben hat, so auch das Hühnerwunder. Hape Kerkeling gibt die Stimmung auf dem Jakobsweg treffend wieder.

Über die bekannte Brücke Puente la Reina ging es am nächsten Tag noch einmal nach Estrella. In der Nähe dieses Städtchens dürfen sich alle Pilger kostenlos an einem Weinbrunnen laben. Das nahe Monasterio de Irache war leider geschlossen. Auf dem Campingplatz bei Navarette kamen wir früh an und suchten Schatten bei mehr als 35 Grad.

Am nächsten Morgen machten wir eine gemeinsame Radtour zu einem nahegelegenen Stausee, bevor wir am frühen Abend das Salatbüffet „à la Siwa“ zubereiteten. Immer wieder überraschen die leckeren Salate und Köstlichkeiten, die von den Reiseteilnehmern zubereitet werden. Die Zutaten werden vom Reiseleiterteam besorgt und ebenfalls die Getränke spendiert. Hier durfte bei den Vorbereitungen und natürlich beim gemeinsamen Essen das Fernsehteam nicht fehlen.

Als nächstes Ziel sollte Burgos angesteuert werden, wo wir am späten Nachmittag noch eine kleine Wanderung und Radtour zum Kartäuserkloster Miraflores in der Nähe des Campingplatzes unternahmen. Danach gab es gemeinsam noch kühle Getränke am Campingplatzrestaurant. Da vom Vorabend noch viele Brotreste übrig geblieben waren, beschlossen wir einen „Resteessen“ vorzubereiten.

Übrig gebliebenes Brot mit Ei und Milch – ähnlich der armen Ritter – eingeweicht und lecker gewürzt, wurden zu Speck, Zwiebeln und Pilzen gegeben und angebraten. Außerdem gab es noch Häppchen sowie Gemüsefrikadellen, die Christel vorbereitet hatte – nicht zu vergessen das leckere Tzatziki von Theo. Es hat fast noch besser als am Vorabend geschmeckt und außerdem machte die Improvisation besonderen Spaß.

Wie bei allen Aktivitäten schloss sich kein Reiseteilnehmer aus, was sicherlich zeigt, welche Harmonie bei der Tour herrschte. Natürlich wurde gemeinsam gespült. Anschließend saßen wir noch zusammen und wurden die bisherigen Erfahrungen ausgetauscht. Am nächsten Tag ging es vom Campingplatz auf einem schönen Radweg oder mit dem Bus in das nahegelegene Zentrum von Burgos.

Nach der Besichtigung der Kathedrale wurde individuell das Zentrum mit seinen vielen typischen Tapas-Bars in den gemütlichen Gassen erkundet. Für das Abendessen sorgte heute die Fernsehcrew, die nach unseren Vorschlägen die Zutaten besorgt hatten. Nach dem gemeinsamen Schnippeln für den Obstsalat ließen wir uns dann Schinken, Chorizo und Käse zum Brot schmecken. Kleine Tapas von Christel ergänzten diese Zutaten. Den Obstsalat gab es zum Abschluss; auch ein „Absacker“ durfte nicht fehlen.

Der zweite Teil des Berichts führt über Burgos, Itero de la Vega, Leon, Astorga nach Santiago de Compostella.

Hier geht es zu Teil 2

Infos:  Zur Webseite des Jakobweges

INFO Jakobsweg Camino Francés
Wenn Menschen dir vom Jakobsweg erzählen, meinen sie höchstwahrscheinlich den Camino Francés. Denn dieser Weg ist die Hauptroute aller Jakobswege, und auf ihm sind die meisten Pilger unterwegs.
Fakten:
Bekanntester und beliebtester Jakobsweg
65 Prozent aller Pilger gehen diesen Weg
800 Kilometer Länge
Wegprofil: Leicht bis mittelschwer
Ideale Reisezeit: Frühjahr bis Herbst
Reisedauer per pedes: Fünf Wochen
Startpunkt des Camino Francés ist das Städtchen St. Jean Pied de Port nahe der französisch-spanischen Grenze. Von dort geht es zunächst in einer sehr anspruchsvollen ersten Etappe über die Pyrenäen nach Pamplona. Fortan führt der Weg nun weniger anspruchsvoll in Richtung der Stadt Burgos und durchquert anschließend die „wüstenähnliche“ und wenig bewachsene und besiedelte Gegend der Meseta. Weiter geht es durch die ebenfalls bekannte Stadt Leon und nach Astorga, ehe der Camino Francés über zwei Pässe in die Region Galicien kommt. Kurz vor dem Ziel in Santiago de Compostela laufen die verschiedenen Jakobsweg-Routen zusammen und erreichen gemeinsam das langersehnte Ziel: Die berühmte Kathedrale von Santiago.