Chris Möller ist Gründer und Geschäftsführer des Online-Marktplatzes Campanda für private Reisemobilvermietung. (Foto: Campanda/DCI)

Chris Möller ist Gründer und Geschäftsführer des Online-Marktplatzes Campanda für private Reisemobilvermietung. (Foto: Campanda/DCI)

Im Gespräch – Campanda-Gründer Chris Möller

Menschen, Mieten, Personalie, Vermietung

Caravaning 4.0 – Mangelnde Digitalisierung in der Caravaning Branche?

Chris Möller ist ein „alter Hase“ in der sharing-economy, Gründer und Geschäftsführer der Buchungsplattform Campanda, die sich als Online-Marktplatz auf die private Vermietung von Freizeitfahrzeugen spezialisiert hat. Ähnlich wie Airbnb die Vermietung von Privatwohnungen zu einem globalen Phänomen entwickelte und die Hotellerie herausforderte, ermöglicht Campanda nun die Vermietung privater Wohnmobile. Chris Möller vertritt die provokante These, dass die Caravaning-Branche in ihrer Entwicklung 20 Jahre hinterherhinkt und die Digitalisierung verschlafen hat. D.C.I. hat Chris Möller dazu befragt.

Frage: Herr Möller, Sie haben die provokante These vertreten, dass die gesamte Caravaning-Branche 20 Jahre hinterherhinkt. Wo machen Sie das fest?

Mit mehr als 30 Millionen Übernachtungen im letzten Jahr hat die Camping-Branche schon 2016 ein Rekordjahr verzeichnet. Auch wenn es noch keine offiziellen Zahlen dazu gibt, ist stark davon auszugehen, dass die Anzahl an Übernachtungen 2017 noch einmal steigen wird. Gerade in Deutschland ist Camping derzeit sehr beliebt. Dafür bleiben viele Urlauber auch im Inland. Leider hat die Branche aber den Sprung zu Modernisierung verpasst. Gerade die Digitalisierung spielt hier eine entscheidende Rolle. So gehört WLAN-Anschluss auf vielen Campingplätzen noch nicht zur Grundausstattung. Buchungs-Portale für Campingplätze gibt es zwar inzwischen ein paar, aber dort sind nur ein Bruchteil der Campingplätze eingetragen und auch online buchbar. Auch die Stell- und Campingplätze müssen sich an die Bedürfnisse der Kunden anpassen. So werden die Fahrzeuge immer größer, die Ausstattung der Wohnmobile immer besser und Urlauber möchten mehr Platz, mehr Stellplätze und vor allem funktionierendes Internet.

Die Buchungsplattform Campanda ist seit 2013 auf dem Markt und bietet aktuelle etwa 26.000 Freizeitfahrzeuge zur Vermietung weltweit an. Hier die Geschäftsführunge des jungen Unternehmens. (Foto: Campanda)
Die Buchungsplattform Campanda ist seit 2013 auf dem Markt und bietet aktuell etwa 26.000 Freizeitfahrzeuge zur Vermietung weltweit an. Hier die Geschäftsführung des jungen Unternehmens. (Foto: Campanda)

Frage: Wie sehen Sie die aktuelle Situation Car Sharing im Caravaning-Bereich. Glauben Sie, dass der Deutsche sein heiß geliebtes rollendes Zuhause so einfach aus der Hand gibt?

Wir sehen ja an unseren stetig steigenden Nutzerzahlen klar, dass es funktioniert. Gerade im Bereich der Vermietung können wir beobachten, dass immer mehr Besitzer ihr Wohnmobil zur Miete anbieten. Im Durchschnitt nutzen Besitzer den eigenen Wohnwagen nur drei Wochen im Jahr und den Rest der Zeit steht er herum. Da macht es doch Sinn, den Wohnwagen den Rest der Zeit zu vermieten und damit die eigenen Kosten zu decken. Bei vielen Wohnmobilen handelt es sich auch um Familienerbstücke. Das hat dann natürlich auch einen emotionalen Wert und die neuen Besitzer möchten das gute Stück nicht verkaufen, stellen aber fest, dass sie selber gar keinen großen Nutzen dafür haben. Ich glaube nicht, dass es um ein “aus der Hand geben” geht. Ich würde es eher teilen nennen – und das bietet einen riesigen Nutzen für alle Beteiligten. Immer mehr Familien nutzen Sharing Dienste für ihre tägliche Mobilität. Diese Lebensumstellung wird sich auch im Bereich Camping übertragen.

Frage: Was muss sich Ihrer Meinung nach an der Infrastruktur bei Camping- und Stellplätzen ändern?

Ganz klar: Funktionierendes WLAN sollte zur Grundausstattung gehören. Gleichzeitig sollte es doch möglich sein, dass man sich seinen Stellplatz unkompliziert online oder per App vor der Anreise reservieren kann oder zumindest einsehen kann, wie viele Plätze noch frei sind. Bessere Digitalangebote können eine entscheidende Rolle dabei spielen, den Stellplatzmangel zu bekämpfen, da vorhandene Kapazitäten deutlich effizienter genutzt werden können.

Chris Möller ist nicht nur Gründer und Unternehmer, sondern auch ein begeisterter Fan der wachsenden Share Economy. (Foto: Campanda)
Chris Möller ist nicht nur Gründer und Unternehmer, sondern auch ein begeisterter Fan der wachsenden Share Economy. (Foto: Campanda)

Frage: Ist P2P-Vermietung bei der Reisemobil-Vermietung der Weisheit letzter Schluß? Viele Privat-Vermieter und Vermittler nehmen zur Zeit auch Händler und professionelle Vermieter mit an Bord?

Um Nutzern ein umfangreiches Angebot bieten zu können, braucht man bei dem derzeitigen Camping-Boom eine Mischung aus P2P und professionellen Anbietern. Ansonsten kann die steigende Nachfrage gar nicht gedeckt werden. Wir glauben, dass peer-to-peer Vermietung eine sinnvolle Ergänzung zu professionellen Anbietern ist. Gerade Camping-Urlauber suchen oft nach einem individuellen und persönlichen Erlebnis und dies kann im peer-to-peer Bereich zum Beispiel schon bei der Übergabe eines Wohnmobils beginnen, wenn der Vermieter noch ein paar Geheimtipps verrät. Um die immens hohe Nachfrage zu decken, benötigt man jedoch definitiv auch professionelle Anbieter. Wir haben seit Start von www.campanda.de mit professionellen Vermietern und Händlern eng zusammengearbeitet. Die privaten Sharing Fahrzeuge sind eine gute Ergänzung der Mietflotte, durch einerseits günstigere Fahrzeuge aber auch durch Luxusfahrzeuge, die von gewerblichen Vermietern oft nicht angeboten werden.

Frage: Was ist in der boomenden Reisemobilvermietung eigentlich mit Angeboten für behinderte Menschen, barrierefreie Reisemobile und Caravans?

Das ist ein sehr wichtiger Punkt. Wir sehen, dass die Nachfrage auch hier wächst. Einige Hersteller haben an dieser Stelle schon nachgerüstet. Aber gerade im privaten Bereich gibt es hier natürlich tolle Angebote, wo Besitzer das Wohnmobil an die eigenen Bedürfnisse angepasst und nachgerüstet haben.

Frage: Als „alter Hase“ in der Sharing Economy haben Sie vor vier Jahren mit Campanda eine Online-Plattform zum Mieten und Vermieten von Freizeitfahrzeugen installiert. Was macht Campanda anders als die aktuellen Start Ups?

Camping haben wir von Beginn an komplett international aufgesetzt. Keine andere Plattform bietet Wohnmobile in 42 Ländern und das in sechs Sprachen. Wohnmobilisten buchen Camper in Island, Irland, USA, Spanien und Südafrika über Campanda. Statt bei einem Urlaub in der Ferne auf ein Wohnmobil zu verzichten, fliegen immer mehr Urlauber in ihr Traumland und mieten vor Ort ein mobiles Heim. Wir sind mit mehr als 26.000 Fahrzeugen in 42 Ländern internationaler aufgestellt als jede andere Plattform. So können wir optimal von der wachsenden Internationalität profitieren.

Chris Möller (links) und Frederik Fröhle leiten als Geschäftsführer aktuell das operative Gescschäft von Campanda. (Foto: Campanda)
Chris Möller (links) und Frederik Fröhle leiten als Geschäftsführer aktuell das operative Geschäft von Campanda. (Foto: Campanda)

Frage: Bei früheren privaten oder Händler-Vermietungen wie beispielsweise MiMobil haben die Finanzämter mit der Einstufung des Vermietgeschäftes als „Liebhaberei“ vielen Vermietern den Garaus gemacht. Sie bieten auch eine Vermietplattform für Privatvermieter. Lohnt sich das? Was sagt die Finanzbehörden heute dazu?

Das private Vermieten lohnt sich definitiv, da die Fahrzeuge im Jahr rund 49 Wochen ungenutzt herumstehen und Kosten von rund 3.000,- Euro verursachen für Service, Stellplatz, Versicherung & Steuer. Durch die Vermietung werden diese Kosten reduziert und Einnahmen generiert. Viele private Besitzer verwirklichen ihren Traum der Selbstständigkeit und starten durch die Vermietung ein eigenes Gewerbe. So entsteht eine tolle Kombination von Hobby & Geschäft.

Herr Möller, vielen Dank für das Gespräch!

Infos:  Zur Webseite von Campanda

 

INFO Chris Möller
Chris Möller ist nicht nur Gründer und Unternehmer, sondern auch ein begeisterter Fan der wachsenden Share Economy. Schon als seine Unternehmer-Karriere noch in den Kinderschuhen steckte, interessierte er sich daher besonders für Online-Netzwerke und Plattformen, die das Teilen von nützlichen Dingen ermöglichen und erleichtern. Er erkannte als einer der ersten das große Potenzial des Internets, Menschen zusammenzubringen, um untereinander Alltags- und Freizeitgegenstände mieten und vermieten zu können. Im Jahr 2003, als die New Economy Bewegung noch am Anfang stand, etablierte Chris Möller deshalb den Online-Marktplatz Erento als erfolgreiches Web-Unternehmen. Als gebürtiger Schweizer wurde Chris Möller darüber hinaus die Begeisterung für die Welt des Campings in die Wiege gelegt. Der „Urlaub on the Road“ gilt für den überzeugten Wohnmobilisten als unverzichtbares Urlaubs- und Freizeitvergnügen. Mittlerweile ist er sogar der stolze Besitzer eines beachtlichen Wohnmobil-Fuhrparks, den er selbstverständlich mit denen teilt, die sich kein eigenes Wohnmobil anschaffen wollen oder können – insbesondere da das Freizeitfahrzeug die meiste Zeit des Jahres ungenutzt herumsteht und auf seinen Urlaubseinsatz warten muss. Deshalb hat sich Chris Möller das Ziel gesetzt, ein Online-Portal zu etablieren, auf dem Reisemobile günstig und unkompliziert gemietet und vermietet werden können. Damit wirklich jeder die Freiheit auf Rädern genießen kann, gründete er im April 2013 Campanda, eine Plattform die Mieter und Vermieter von Campingmobilen weltweit zusammenbringt.
INFO Campanda
Das Konzept
Auf www.campanda.de können Kunden weltweit Wohnmobile mieten, aber auch ihre eigenen Fahrzeuge vermieten. Dafür arbeitet Campanda mit einer Vielzahl kommerzieller Anbieter und privater Wohnmobil-Besitzer zusammen. Auf der Suche nach einem Mietmobil können Kunden Preise, Orte und Fahrzeugausstattung auf unserer Webseite vergleichen und im Anschluss Ihren Wunsch-Camper mit Bestpreisgarantie online buchen. Campanda bietet aber nicht nur deutschsprachigen Kunden die Möglichkeit Reisemobile zu mieten, sondern auch englisch- und französischsprachigen. Mit lokalen Webseiten in acht Ländern und auf sechs Sprachen haben auch internationale User Zugriff auf die vielfältigen Mietangebote von Campanda. Private und gewerbliche Vermieter, die gemeinsam mit Campanda ihre Reisemobile vermieten wollen, können ihre Fahrzeuge kostenlos auf Campanda inserieren.

Campanda in Zahlen
Gegründet: April 2013 Hauptsitz: Berlin, Deutschland
über 26.000 Fahrzeuge
in über 959 Städten
in 42 Ländern
auf 5 Kontinenten
8 Portale in 6 Sprachen