Die Erwin Hymer Group (EHG) kann beeindruckende Umsatzzahlen melden: CEO Martin Brandt (rechts) und COO Jan Francke bei der digitalen Pressekonferenz der EHG. (Screenshot / D.C.I.)

Die Erwin Hymer Group (EHG) kann beeindruckende Umsatzzahlen melden: CEO Martin Brandt (rechts) und COO Jan Francke bei der digitalen Pressekonferenz der EHG. (Screenshot / D.C.I.)

Erwin Hymer Group mit Rekordergebnis – dennoch droht Kurzarbeit

Erwin Hymer Group, Marktzahlen

Auch die Erwin Hymer Group in Bad Waldsee profitiert kräftig vom Boom der Caravaning-Branche. Besonders durch die Corona-Pandemie erlebt die Nachfrage nach Reisemobilen und Wohnwagen ein absolutes Rekordhoch. Der europäische Gesamtmarkt für Reisemobile und Camper Vans verbuchte im vergangenen Geschäftsjahr ein Plus von 20,8 Prozent. In ihrer digitalen Pressekonferenz meldete die Erwin Hymer Group ein Umsatzplus zum Vorjahresergebnis um 23 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro.

Die Fahrzeugauslieferungen erreichten mit 65.000 Einheiten eine neue Bestmarke. Vor allem bei den Camper Vans gelang ein beeindruckendes Wachstum um 60 Prozent auf rund 21.000 Einheiten. Der Absatz der klassischen Reisemobile wuchs um 10 Prozent auf 30.000 Fahrzeuge. In diesem Zeitraum lag der Umsatz der Gruppe bei 2,7 Milliarden Euro und damit um 500 Millionen Euro über dem des Vorjahres. Auch die Entwicklung der Mitarbeiterzahl läuft auf Top-Niveau: 8.883 Mitarbeitern – 1.534 mehr als im Vorjahr – waren Ende Juli 2021 bei der Erwin Hymer Group beschäftigt, so viele wie noch nie zuvor.

Trotz Rekordumsatz und beachtlichem Auftragsbestand droht Kurzarbeit

Wer heute ein Freizeitfahrzeug bei einem Hersteller der Hymer Group bestellt, muss – wie in der gesamtem Branche – zur Zeit ein bis anderthalb Jahre auf sein Reisemobil oder den Caravan warten. Die anhaltenden Engpässe und Preissteigerungen bei Rohstoffen und Material sowie Probleme im Transport- und Logistiksektor und die Probleme bei der Chassislieferung trifft die gesamte Branche hart. Die Hymer Gruppe hat sich bisher auf Basisfahrzeuge der Marken Fiat, Iveco, Citroen und Mercedes-Benz gestützt. Außer Mercedes-Benz gehören alle Basisfahrzeughersteller zum Firmenverbund Stellantis (FiatChrysler & PSA), die wegen Chip- und Materialmangel im Moment nicht lieferfähig sind. Ford als neuer Lieferant von bestimmten Basisfahrzeugen für Campervans könnte laut der Hymer-Gruppe die “Not” etwas lindern. Dennoch: Diese Verzögerungen bei der Lieferung von Fahrgestellen werden laut CEO Martin Brandt noch weit in das Jahr 2022 reichen, was sich kurz- und mittelfristig auf die Fertigung an den EHG-Standorten mit Kurzarbeit und Produktionsstopps auswirken kann.

Nachhaltigkeit und konkrete Klimaziele

Um diese Entwicklung langfristig zu unterstützen, verstärkt die Erwin Hymer Group ihre Anstrengungen für nachhaltiges Wirtschaften. Jan Francke, Chief Operations Officer (COO) der Erwin Hymer Group: „Wir nehmen unsere Selbstverpflichtung zu mehr Nachhaltigkeit und gesellschaftlicher Verantwortung sehr ernst, denn wir sind fest davon überzeugt, dass diese Faktoren letztlich zu unserem langfristigen Erfolg beitragen. Das 1,5-Grad-Ziel können wir nur im Einklang von Politik, Gesellschaft und Industrie erreichen – deshalb werden wir diesem Aspekt in unserer Unternehmensgruppe noch mehr Gewicht geben und zu einem unserer strategischen Schwerpunkte machen. Unser Ziel ist es, als Marktführer in unserer Branche auch bei der Emissionsreduzierung von CO2 und der Ressourcenschonung voranzugehen.“ Die Strategie der CO2-Reduzierung folgt dem Prinzip von Vermeidung, Reduktion und Kompensation. Mit verschiedenen Maßnahmen konnte die Erwin Hymer Group ihren CO2-Ausstoß in den letzten beiden Jahren bereits mehr als halbieren. Jan Francke: „Wir haben einen klaren Plan, um bis zum Jahr 2030 auf 20 Prozent des Niveaus von 2019 zu kommen.“ Auf dem Weg dahin unterstützt das Unternehmen Kompensationsprojekte mit hohem Qualitätsstandard. Bei der Auswahl spielen neben ökologischen stets auch soziale und ökonomische Aspekte eine Rolle. So sorgt ein Projekt in Ruanda nicht nur für weniger Treibhausgase, einen geringeren Brennholzverbrauch und mehr Lebensraum für bedrohte Tierarten, sondern verbessert auch den Gesundheitsschutz der Bevölkerung vor Ort.

CEO Martin Brandt betont das umfassende Verständnis von Nachhaltigkeit: „Zu unserer Corporate Social Responsibility Strategie gehören neben dem Klimaschutz immer auch die Bereiche Soziales und Ökonomie. In allen drei Themenfeldern haben wir auch im eigenen Unternehmen Initiativen gestartet.“ Nachhaltigkeit steht für das Unternehmen nicht im Widerspruch zu ökonomischem Erfolg, vielmehr bedingt sich beides gegenseitig: „Caravaning im Sinne von “Slow Travel” ist für uns ein Gegenentwurf zum hektischen Massentourismus. Es ist unsere Verbindung zur Natur, zur Region und zu ihren Menschen.“

Wunsch nach mehr Innovationsförderung an die neue Bundesregierung In engem Zusammenhang zur Nachhaltigkeitsstrategie stehen auch zwei Wünsche, die CEO Martin Brandt an die neue Bundesregierung formuliert.

Martin Brandt plädiert für Anhebung der Gewichtsgrenze von 3,5 auf 4,25 Tonnen

Darin geht es zum einen um Führerschein- Sonderregelungen für die Fahrer von Wohnmobilen mit alternativen Antrieben: „Eine Anhebung der Gewichtsgrenze von 3,5 auf 4,25 Tonnen würde der Elektrifizierung von Reisemobilen einen enormen Schwung verleihen. Emissionsfreie Fahrzeuge sind innerhalb der geltenden Grenzen aufgrund des Mehrgewichts von Batterien kaum zu realisieren.“

Förderung des regionalen Tourismus wünschenswert

Der zweite Wunsch bezieht sich auf eine stärkere Förderung des regionalen Tourismus. Der stetig ansteigende Fahrzeugbestand und der verstärkte Wunsch, Ziele in Deutschland anzusteuern, erfordert dringend mehr Stellplatzkapazitäten. Martin Brandt: „Im vergangenen Jahr sind in Deutschland zu den gut 3.000 Campingplätzen nur sechs neue Plätze hinzugekommen. Die gesamte Stellplatzfläche ist derzeit sogar leicht rückläufig. Hier brauchen wir unbürokratische und schnelle Genehmigungsverfahren. Mehr Stellplätze sind ein aktives Instrument zur regionalen Wirtschaftsförderung und zur Ankurbelung des Tourismus in Deutschland.“

Info Erwin Hymer Group

Zur Erwin Hymer Group gehören die Reisemobil- und Caravanmarken Buccaneer, Bürstner, Carado, Crosscamp, Compass, Dethleffs, Elddis, Eriba, Etrusco, Hymer, Laika, LMC, Niesmann+Bischoff, Sunlight und Xplore, die Reisemobilvermietungen McRent und rent easy, der Fahrwerkspezialist Goldschmitt, der Zubehörspezialist Movera sowie das Reiseportal freeontour.
www.erwinhymergroup.com