Der Bundesverband der Campingwirtschaft Deutschlands e. V. ruft seine Mitglieder auf, "illegales Camping" zu suchen und für eine "Schwarze Liste" online zu melden. (Screenshot D.C.I.)

Der Bundesverband der Campingwirtschaft Deutschlands e. V. ruft seine Mitglieder auf, "illegales Camping" zu suchen und für eine "Schwarze Liste" online zu melden. (Screenshot D.C.I.)

Schwarze Liste? – Ruft der Bundesverband der Campingwirtschaft Mitglieder zur Spitzel-Aktion auf?

Bundesverband der Campingwirtschaft, Corona, Wohnmobil

Die Dauer-Lockdowns mit dem undifferenzierten und unpräzisen Beherbergungsverbot hat die Stellplatz- und Campingplatzunternehmer hart getroffen. Nach dem ausgefallenen Osterurlaub bangen nicht wenige Unternehmer um ihre Existenz. Kurios ist allerdings eine Aktion, in welcher der Bundesverband der Campingwirtschaft Deutschlands, BVCD e. V. seine Mitglieder per Newsletter aufruft, sogenannte “Wildcamper” und illegale Brecher des Beherbergungsverbotes ausfindig zu machen und zu melden.

  • BVCD-Mitglieder sollen illegale Camper an den Verband melden
  • Meldungen kommen auf die schwarze Liste “Illegales Camping in Deutschland”
  • Genaue Dokumentation mit Bildern, Personenzahl und Fahrzeug-Kennzeichen

Klar, dass da die Nerven der Unternehmen wie der mobilen Touristen – zur recht – blank liegen. Zumal in den Osterferien kontrollfreie Flugreisen nach Malle erlaubt waren und die Camping- und Stellplätze in den Niederlanden, Dänemark und in Luxemburg zu Ostern komplett ausgebucht waren.

BVCD-Mitglieder sollen nach dem Willen des Verbandes „Wildcamper“ suchen, ihre Fahrzeuge, Kennzeichen und die Personenzahl ermitteln sowie fotografisch dokumentieren und dies an den Verband weitergeben. Dort werden die Daten online auf eine Schwarze Liste “Illegales Camping in Deutschland” eingetragen und veröffentlicht.

Im Rahmen im Rahmen einer Präsidiumssitzung des BVCD vom 12. April 2021 mit seiner Geschäftsführung wurde nun über den  Newsletter Nr. 10 gesprochen und festgestellt, dass die “Aktion Wildcamping” nicht mit dem Präsidium abgestimmt war. Weiter wurde festgestellt, dass der Newsletter so nicht hätte versendet werden dürfen.  Folgende Stellungnahme dazu hat das Präsidium des BVCD veröffentlicht:

Stellungnahme des BVCD zum Newsletter 10/21 vom 12. April 2021

Berlin, den 12. April 2021
Im Newsletter 10/21 (vom 09. April 2021) haben wir das aktuelle Thema des Wildcampings aufgegriffen. Unser Anliegen war es nicht, ist es nicht und wird es niemals sein, einzelne Camper zu „denunzieren“ oder gar anzuzeigen. Dies ist offensichtlich missverstanden worden und wurde in sozialen Medien daraufhin falsch dargestellt. Für den entstandenen Eindruck möchten wir uns ausdrücklich und in aller Form entschuldigen!

Wir als Verbandvertreter mussten leider feststellen, dass im Dialog mit der Politik das Problem schlichtweg nicht erkannt wird und Beherbergungsbetriebe zu touristischen Zwecken geschlossen bleiben müssen. Vielmehr geht es darum Politik und Behörden den Umfang des aktuellen Reisegeschehens aufzuzeigen, diese zu sensibilisieren, tiefer in den Dialog zu treten und gemeinsame Lösungen zu finden. Konkret heißt das: Die Öffnung der Camping- und Wohnmobilstellplätze unter Einhaltung der vom Verband und den Betrieben ausgearbeiteten Hygienekonzepte!

In der aktuellen Diskussion wird von politischen Entscheidungsträgern dem Reisen immer entgegengehalten, dass die Kontakte erschwert nachverfolgt werden können. Umso wichtiger erachtet es der BVCD, dass die Camping- und Wohnmobilstellplätze geöffnet werden. Die aktuellen Auswüchse des Wildcampings zeigen eindeutig, dass sich Reisen nicht unterbinden lassen. Nach Ansicht des Verbandes stellt die Öffnung der Betriebe den wichtigsten Schritt zur Kontrolle des Reisegeschehens dar. Auf unseren Plätzen werden Hygiene- und Schutzkonzepte umgesetzt, es gibt entsprechende Dokumentation der Gäste und unter Umständen auch Testmöglichkeiten. Camping soll von der Bevölkerung als attraktive und sichere Reiseform wahrgenommen werden.
gez. Präsidium und Geschäftsführung des BVCD

Infos: https://www.bvcd.de/presse/aktuelles/detail/stellungnahme-zum-newsletter.html