Der Deutsche Tourismus Verband (DTV) zeigt mit einem Perspektiven-Papier Möglichkeiten für einen Neustart des Deutschlanstourismus auf. (Foto: Visit Berlin)

Der Deutsche Tourismus Verband (DTV) zeigt mit einem Perspektiven-Papier Möglichkeiten für einen Neustart des Deutschlandtourismus auf. (Foto: Visit Berlin)

Deutscher Tourismus Verband – Perspektiven für einen kontrollierten Neustart des Deutschlandtourismus

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Update: EU-Kommission plant Hilfen für den Tourismussektor

Berlin, 30. April 2020: Gestern sprach die EU-Kommission über die Folgen der Corona-Pandemie auf den Tourismus, der EU-weit rund 10 Prozent der Wirtschaftsleistung ausmacht und beabsichtigt, Hilfen für den Tourismussektor auf den Weg zu bringen.

Dazu Norbert Kunz, Geschäftsführer des Deutschen Tourismusverbandes (DTV): „Es ist aus unserer Sicht ein großer Erfolg für die Branche, dass die EU-Kommission jetzt bis Mitte Mai auch Pläne für kurzfristige Hilfen für den Tourismussektor vorlegen will. Damit ist die Kommission unseren Forderungen gefolgt.“

In einem Forderungspapier, das der DTV vergangene Woche an die Entscheider auf EU-Ebene übermittelt hatte, macht der Verband sich neben einem „EU Sonderfonds Tourismus“ und einem eigenen Tourismusbudget im Mehrjährigen Finanzrahmen vor allem auch dafür stark, dass die EU zu einem einheitlichen Vorgehen bei den kommenden Grenzöffnungen zurückfindet.

Norbert Kunz: „Wir begrüßen sehr, dass die EU sich jetzt intensiv mit der Tourismuswirtschaft auseinandersetzt. Denn gerade in Zeiten wie diesen gilt es, die Errungenschaften der EU zu sichern und ihre Stärken zum Wohl der Wirtschaft und der Menschen einzusetzen.“


Um die Sicherheit und Gesundheit der Menschen in Deutschland zu sichern, wurde gleich zu Beginn der Corona-Krise der Tourismus auf ein Minimum reduziert. Diese Entscheidung war richtig und muss solange aufrechterhalten bleiben, wie das aus medizinischer Sicht unabdingbar ist. Gleichzeitig brauchen die Unternehmen und ihre rund drei Millionen Mitarbeiter eine Perspektive für ihr weiteres wirtschaftliches Handeln. Der Deutsche Tourismusverband (DTV) hat jetzt als Dachverband des Deutschlandtourismus ein Perspektiv-Papier für Maßnahmen zum Re-Start des Tourismus in Deutschland vorgelegt.

Dazu sagt Norbert Kunz, Geschäftsführer des Deutschen Tourismusverbands (DTV): „Der Tourismus braucht geordnete Rahmenbedingungen. Für die Unternehmen und ihre Mitarbeiter wird es zu einer Frage der wirtschaftlichen Existenz, in welchen Schritten und unter welchen Auflagen sie den Betrieb wiederaufnehmen können. Wir brauchen hier eine klare Kommunikation aller politischen Ebenen – für Gastgeber ebenso wie für Urlauber.“

Für den Neustart sollte ein allgemeiner Rahmen mit bundesweit einheitlichen Regeln und klaren Vorgaben für die Betriebe festgelegt werden. Gleichzeitig gilt es, die spezifische Situation von Regionen oder besonders zu schützenden Einrichtungen zu beachten. Der Neustart sollte vor allem aber schrittweise und geordnet erfolgen, auch mit Blick auf den in den touristischen Einrichtungen benötigten Vorlauf.


Weitere aktuelle Infos im D.C.I. zum Thema

Siehe dazu Positionspapier Arbeitskreis Reisemobile

Siehe dazu Positionspapier Bundesverband der Campingwirtschaft in Deutschland (BVDC)


Im Vorfeld der Videokonferenz der Bundeskanzlerin mit den Ministerpräsidenten am 15. April, wendet der DTV sich daher mit einem Perspektiven-Papier an die Bundesregierung und den Bundestag, um auf die Bedürfnisse der Tourismusbranche hinzuweisen.

In diesem Papier schlägt der Verband folgende Maßnahmen vor:

Re-Start des Deutschlandtourismus – Perspektiven für einen kontrollierten Neustart

Norbert Kunz ist Hauptgeschäftsführer des Deutschen Tourismus Verbandes (DTV). (Foto: DTV)
Norbert Kunz ist Hauptgeschäftsführer des Deutschen Tourismus Verbandes (DTV). (Foto: DTV)

Der Deutsche Tourismusverband sieht den Neustart des Deutschlandtourismus als einen zielgerichteten und gleichzeitig flexiblen Prozess. Ziel muss es sein, zur Stärke des Deutschlandtourismus zurückzukehren. Dieses Perspektivpapier hat deshalb einen offenen Charakter. Es wird ständig entsprechend der Dynamik der Krise angepasst und fortgeschrieben. Der Ausstieg aus dem derzeitigen Corona-Lockdown kann nur schrittweise und kontrolliert erfolgen. Bei der Erstellung eines geeigneten Phasen- und Aktionsplans für die Lockerungen der Maßnahmen haben der Schutz der Gesellschaft und die Gesundheit oberste Priorität, insbesondere der Risikogruppen mit rund 20 Millionen Menschen.

Bei der Erarbeitung geeigneter Kriterien und Verfahren zur Lockerung der Kontaktbeschränkungen sind die Belange des Deutschlandtourismus mit rund drei Millionen Beschäftigten im Besonderen zu beachten. Die Tourismusbranche ist von den Einschränkungen der Corona-Pandemie als erstes und am stärksten betroffen. Ob Gastgewerbe, Restaurants, Stadtführungen oder Museen und Kultureinrichtungen – alle Bereiche der touristischen Wertschöpfungskette sind fast vollständig zum Erliegen gekommen.

Die Tourismusbranche hat sehr geschlossen und konsequent den Shutdown trotz immenser wirtschaftlicher Verluste aktiv unterstützt. Diese werden sich im Gegensatz zu anderen Branchen nicht mehr aufholen lassen. Nach der Hochrechnung der dwif-Consulting GmbH hat der Deutschlandtourismus allein für die Monate März und April Umsatzeinbußen von rund 24 Milliarden Euro hinzunehmen. Üblicherweise werden in den beiden Monaten zusammen etwa 70 Millionen Übernachtungen gezählt.

Notwendig sind nun eine stufenweise Lockerung sowie Anpassung der Maßnahmen, um den Akteuren des Tourismus eine Perspektive für ihr weiteres wirtschaftliches Handeln zurückzugeben, aber auch der Bevölkerung einen neuen Rahmen in der Bewegungsfreiheit zu ermöglichen. Die volkswirtschaftlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen müssen durch ein Monitoring hinreichend untersucht werden. Die Politik auf Bundes- und Landesebene ist gefordert, den gesamten Neustart-Prozess zu begleiten und mit einer klaren Kommunikationskette für Leistungsträger und Gäste zu verknüpfen. Die bisherige erfolgversprechende Kommunikationsstruktur mit Hotlines und der Möglichkeit, jederzeit Fragen nach dem Umgang mit den Verordnungen zuzulassen, sollte beibehalten werden.

Der Deutsche Tourismusverband spricht sich für die folgenden deutschlandweit einheitlichen drei Grundsätze eines Neustarts des Deutschlandtourismus aus:

1. Der Neustart sollte so allgemein wie möglich für ganz Deutschland erfolgen mit weitgehend einheitlichen Regeln einer Öffnung und klaren Vorgaben für die Betriebe.

2. Der Neustart sollte dabei auch die spezifische Situation von Regionen oder besonders
zu schützenden Einrichtungen beachten.

3. Der Neustart sollte vor allem schrittweise erfolgen.

Hier kann das Perspektiv-Papier des DTV heruntergeladen werden

Mit Blick auf ein längerfristiges und mehrstufiges Ausstiegsszenario ist eine weitgehend einheitliche Betrachtung aller Angebotsbereiche des Deutschlandtourismus zwingend notwendig.
Unterscheidungen nach Marktsegmenten (Reisedauer, Urlaubsform) sowie nach Personen- und Altersgruppen sind hinsichtlich der Rücknahme der Beschränkungen individuell zu bewerten. Grundsätzlich müssen Mindestabstandsgebote und Hygienevorschriften für alle gleichermaßen gelten. Um diese einhalten zu können, muss für die Betriebe und Einrichtungen ein Zugang zu dem benötigten Material sichergestellt werden.

Die folgenden Maßnahmen könnten einen kontrollierten Re-Start ermöglichen, vorausgesetzt, dass die bisherigen Schutzmaßnahmen die Ausbreitung des Virus wirksam verlangsamt haben:

  • Touristische Angebote insbesondere dort zulassen, wo die touristischen Akteure in der Lage sind, die Besucherzahlen zu lenken und wo Besucher sowie Personal hinreichend räumlich Distanz zueinander haben. Dass betrifft Urlaub- und Freizeitaktivitäten ebenso, wie den Geschäftsreise- und Tagungstourismus.
  • Erlaubnis für kontaktarme touristische Angebote mit möglichen Auflagen bezüglich der Personenzahl sowie von Freizeitausflügen im Familienverbund und Zulassung einer autarken touristischen Mobilität.
  • Stufenweise Öffnung der Beherbergungsbetriebe wie Hotels, Ferienwohnungen, Campingplätze und andere mit klaren Vorgaben hinsichtlich der jeweils erforderlichen Abstands- und Hygieneregeln sowie Zurverfügungstellung des notwendigen Material. Dabei sollten touristische Betriebe auch bei betriebswirtschaftlich nicht rentablen Öffnungszeiten weiterhin Zugang zu finanziellen Unterstützungshilfen erhalten.
  • Eine schrittweise Öffnung jetzt geschlossener Unternehmen und Dienstleister, beispielsweise im Bereich der Gastronomie und im Einzelhandel. Der Einzelhandel könnte in Abstimmung mit den Gewerkschaften auch sonntags öffnen und Umsätze erzielen und damit Besuchsspitzen verhindern.

Die bisher beschlossenen Maßnahmen und finanziellen Unterstützungsangebote auf Bundes- und Landesebene wie Liquiditätshilfen und nicht rückzahlbare Zuschüsse waren richtig und notwendig. Nunmehr wird es darauf ankommen, durch geeignete Förderprogramme die unterschiedlichen Betriebe im Tourismus in der Folgezeit zu stabilisieren. Diese Programme müssen mittel- bis langfristig wirken und Umsatzausfälle, die anders als beispielsweise im verarbeitenden Gewerbe im Deutschlandtourismus nicht mehr nachgeholt werden können, kompensieren helfen. Es bedarf insgesamt staatlicher Konjunkturprogramme für Investitionen in die touristische Infrastruktur. Durch öffentliche Aufträge kann die weggebrochene private Nachfrage zumindest teilweise kompensiert werden.

Info
Deutscher Tourismus Verband
Seit 1902 setzt sich der Deutsche Tourismusverband e.V. für eine erfolgreiche touristische Entwicklung in Deutschland ein. Als Dachverband kommunaler, regionaler und landesweiter Tourismusorganisationen vertritt der DTV die Interessen seiner Mitglieder gegenüber Politik und Behörden, setzt Impulse, vernetzt Akteure miteinander und fördert einen zukunftsweisenden Qualitätstourismus im Reiseland Deutschland.

Infos: Zur Webseite des DTV

Quelle: Deutscher Tourismusverband