Praxis-Test Reisemobil – Roller Team Granduca 284 TL

Der Großfürst aus Italien: Die Entscheidung des italienischen Roller Teams, einer Reisemobil-Modellreihe den wohlklingenden Namen Granduca (Großfürst) zu geben, ist im Ansatz sicher mutig, aber nach Lage der Dinge und nach Abschluss einer längeren Probefahrt durch die französischen Pyrenäen als durchaus gelungen und gut getroffen zu bezeichnen.

Denn mit dem Granduca 284 TL ist der italienischen Ideenschmiede, die sich unter dem Dach der französischen Trigano-Gruppe zu Hause fühlt, ein bemerkenswerter Entwurf gelungen. Die stattlichen 7,43 Meter des Granduca machen nicht nur von der Seite durch ein kontrastreiches und der schnittigen Form angepasstes Design einen nachhaltigen Eindruck, Front und Heck des kompakten Teilintegrierten passen ohne große optische Unterbrechungen zum sauber durchgestylten Gesamteindruck des 2,31 breiten und 2,82 hohen Reisemobils aus der Produktion des Roller Teams, das in Italien als Marktführer im Bereich der Freizeit-Fahrzeuge angesehen wird.

Durch die mit einem großen Fenster ausgestattete Aufbautür erreicht man den Innenraum, der sofort einen wohnlichen und großzügig dimensionierten Eindruck vermittelt. Helle Lederpolster mit elegant abgesetzten braunen Applikationen rund um einen weißen Tisch, dessen Platte sich in alle Richtungen verschieben und vergrößern lässt, weiße Schranktüren, Schubladenblenden, Vorhänge und ein Bodenbelag, der in einer seegehenden Yacht nicht schöner zum Ausdruck kommen könnte, verhelfen dem schicken Italiener insgesamt zu einem großfürstlichen Ambiente.

Dazu passend ist auch die Grundkonstruktion des technisch anspruchsvollen und holzfreien Aufbaus in hagelresistenter und verrottungsfreier GfK-Sandwichbauweise, die durch die Verwendung von Styrofoam als Isolierung nicht nur eine extrem hohe Festigkeit, sondern auch eine optimierte Temperatur- und Schallisolierung mit sich bringt. 130 Diesel-Pferde waren vor unseren Fiat Ducato Testwagen gespannt, der auf einem Werkstiefrahmenchassis ruhte und für ein ausgewogenes, stabiles und überaus handliches Fahrverhalten sorgte.

Auch im vollbeladenen Zustand traten in den europaweit immer öfter installierten engen Kreisverkehren keine Unsicherheiten oder unangenehme Wankneigungen auf. Der Verbrauch hielt sich auch bei steilen Passfahrten, flotten Autobahnstrecken und abwechslungsreichen Landstraßenabschnitten mit dem Sechsgang-Schaltgetriebe im Mix mit rund zwölf Liter in vorhersehbaren und kalkulierten Grenzen.

Mit dem Dieseltank „eine Nummer größer“ könnten die Distanzen zwischen den lästigen Tankstopps deutlich erweitert werden und man käme vielleicht etwas früher zum abendlichen Tagesziel, um alle Komfortmerkmale im Wohnbereich, in Küche, Bad und Schlafabteil des rollenden Großfürsten so richtig zu genießen.

Fangen wir einfach da an, wo meist der Tag beginnt und oft auch endet – im Wohnbereich mit der Sitzgruppe, die sich beim Granduca aus einer straff, aber angenehm gepolsterten L-Sitzbank mit zwei Sicherheitsgurten, den drehbaren Fahrerhaussitzen und einer Längsbank zusammensetzt. Reichlich Sitzplatz für vier Personen – zum Essen, Kartenspielen oder für die zünftige Bierrunde sollte der zentral positionierte Tisch (68 x 54 Zentimeter) aber auf die maximale Fläche von 68 x 90 Zentimeter vergrößert werden.

An die recht steilen Rückenlehnen hat man sich schnell gewöhnt, die geschlossenen Vorhänge sehen optisch toll aus, schränken aber ein wenig die Bewegungsfreiheit auf den Sitzbänken ein. Knapp zwei Meter über dem Boden ist das großzügig dimensionierte Hubbett über der Sitzgruppe positioniert.

Mit einer Liegefläche von 190 x 132 (110) Zentimeter ist das elektrisch absenkbare Bett nicht nur für Kinder und kleine Leute geeignet. Der Aufstieg in das Nachtquartier ist nicht ganz so komfortabel wie die bequemen Matratzen, die Beleuchtung und die üppigen Ablagemöglichkeiten im ersten Stock, aber mit ein wenig Übung…

Deutlich seniorengerechter ist dagegen der „food-workroom“, früher Küche genannt. Ausreichend Stauraum, zentral verriegelbare Unterschränke, zwei Gitterauszüge für Proviant und Geschirr, großzügig dimensionierte Schubladen und Oberschränke, ein Dreiflammkocher mit elektrischer Zündung, Dunstabzugshaube, tiefe Edelstahlspüle, Apothekerschrank, ein schmaler, aber durchdacht ausgestatteter 140 Liter Kühlschrank mit Froster, Flaschen- und Gemüsefach, eine pfiffige, aus vier Fächern bestehende „Mülltrennungsanlage“, viel Licht und Steckdosen an den richtigen Stellen lassen das Herz eines jeden Kochs höher schlagen.

Dem Sanitärbereich des Italieners sieht man die konzeptionellen Überlegungen und die realisierten Lösungen des Ingenieurteams ganz deutlich an. Auf knapp einem Quadratmeter sind in dem angenehm sachlich eingerichteten Raum nicht nur eine bequem zu nutzende, drehbare Toilette, sondern auch ein interessant gestyltes Waschbecken, große Wandspiegel und diverse Staumöglichkeiten und Schränkchen für Toilettenartikel untergebracht.

Ein richtig positioniertes Fenster und eine Dachluke lassen Licht und Luft in den Raum, der gegenüber der rund 75 x 75 Zentimeter großen Duschkabine mit einer bequemen Sitzmöglichkeit liegt und mittels einer sauber schließenden Tür zum Wohnraum hin abgetrennt und dadurch zu einem Raumbad umgestaltet werden kann.

Als besonders praktisch hat sich die Abtrennung des kompletten Sanitärbereichs hin zum Schlafbereich im Heck mittels einer, manchmal etwas sperrigen, Falttür in der Praxis erwiesen. Diese Trennmöglichkeiten garantieren nicht nur den „Heckschläfern“, sondern auch den Nutzern des Hubbetts in bestimmten Situationen ein gewisses Maß an Privatsphäre.

Über zwei Stufen, die, ebenso wie die links und rechts verbauten Kleiderschränke und Schubladen als Stauraum dienen, erreicht man die elektrisch höhenverstellbar positionierten Einzelbetten im Heck. Mit einer Größe von jeweils 190 x 76 Zentimetern sind die mit Holzlattenrosten und Kaltschaummatratzen ausgerüsteten Betten nicht nur bequem zu erreichen, sie können durch ein einzulegendes Polster auch zu einem großen „Lotterbett“ umfunktioniert werden.

Zwei ausreichend proportionierte Staukästen an der Rückwand sind zwar nur mit etwas Krabbelei zu erreichen, nehmen dafür aber auch locker die Wäsche und Kleidung für einen langen Urlaub auf. Nicht nur eine kleine Ablage für Uhr, Handy und den abendlichen Krimi, sondern auch einen weiteren Lichtschalter für die gesamte Beleuchtung, den es lediglich einmal im Eingangsbereich gibt, haben wir in dem sonst privilegierten Schlafgemach vermisst.

Fazit:
Mit einem schick und nobel anmutenden Design im Innenraum kann der italienische Teilintegrierte ebenso punkten, wie mit qualitativ hochwertiger Arbeit im Aufbau, in der Inneneinrichtung, im Bereich der Geräusch- und Wärmedämmung und in der kompletten technischen Ausstattung.

Die Staumöglichkeiten in der von zwei Seiten zugänglichen Garage konnten ebenso überzeugen wie Verarbeitung, Ausrüstung und Lebensqualität von Sanitärraum, Küche, Wohn- und Schlafbereich. Die geringen Punktabzüge durch die oben angesprochenen Kleinigkeiten und den nur sehr schlecht erreichbaren und für den Benutzer verletzungsanfälligen Ablasshahn für den Schmutzwassertank waren natürlich nicht in der Lage, das durchaus positive Bild von dem italienischen Großfürsten auf vier Rädern auch nur ansatzweise einzutrüben.

Infos:  Zur Webseite von Roller-Team

TECHNIK-KOMPASS	ROLLER TEAM GRANDUCA TL 284
BASISFAHRZEUG
Basis:	Fiat Ducato 35, Serien-Tiefrahmen mit Breitspurfahrwerk
Motor:	Serie 2,3 l-Multijet2 130, 2.287 ccm, 96 kW / 130 PS, Euro 6
Antrieb:	Sechsgang-Schaltgetriebe, Frontantrieb
Sicherheitssysteme:	ABS, ASR, Fahrerairbag, ESP
Testverbrauch:	11,9 l/100 km
MASSE/GEWICHTE
Masse im fahrber. Zustand:	3.076 kg
Techn. zul. Gesamtmasse:	3.500 kg
Zuladung:	524 kg
Abmessung (L x B x H):	7.430 x 2.310 x 2.800 mm
Bettenmaße (L x B):	Heck-Einzelbetten längs elektrisch höhenverstellbar 2.010 x 760 mm, 1.960 x 760 mm elektrisches Hubbett Bug 1.900 x 1.300/1110 mm Dinettbett 2.120 x 850 mm
Sitz- / Schlafplätze:	5/5
Innenhöhe:	1.980 mm
Frisch-/Abwasser Tanks:	100 l innen  / 115 l unterflur
Wasseranlage:	Wasseranlage mit Druckpumpe
Bord-Akku / Typ:	95 Ah AGM
Gasvorrat:	2 x 11 kg
Heizung:	Gas-Gebläseheizung Truma Combi 4 mit CP-Plus Bedienteil
PREISE
Grundpreis:	ab 61.890,- Euro
Serienausstattung (Auszug):	Fahrer-Beifahrerairbag, Klimaanlage Fahrerhaus, Solaranlage, Rückfahrkamera, Tempomat, Fliegengittertür, Aufbautür mit Fenster, Panoramadachfenster, Truma Combi 4, Kühlschrank Absorber Automatic 140 Liter, elektrische Bettenbedienung
Preis Testfahrzeug:	65.712,- Euro
HERSTELLER / VERTRIEB	Roller Team Deutschland Trigano-Haus Postfach 1260 D-55573 Sprendlingen Tel. 06701/203820 www.rollerteam.it eigenes Händlernetz
GRUNDRISS

TECHNIK IM DETAIL

Fahrgestell / Aufbau

Original Fiat Werkstiefrahmenchassis, GfK-Sandwich-Aufbau in EXPS-Technik, Dach, Seitenwände und Unterboden isoliertes GfK-Sandwich, 5 Ausstell-Rahmenfenster mit Mückengitter und Rollo, 1 aufstellbares Panoramafenster, 1 Mini-Heki, 1 Midi-Heki Dachhauben, Wohnraumtür mit Fenster, Mülleimer, Fliegenschutztür (Option), Garage mit zwei Klappen, beheizt, beleuchtet, mit Zurrösen

Wohnen

Möbeldekor: Weisse Schleiflackoptik, Möbelkorpus foliertes Sperrholz, Polsterdekor antharzit, Bodenbelag PVC-Belag mit Stab-Optik hell, Sitzgruppe bestehend aus Ein-Säulentisch mit klapp- und verschiebbarem Erweiterungsteil, Dinette mit 2er-Sitzbank, zwei drehbaren Fahrerhaussitzen und Seitensitz, 1 Kleiderschrank unter dem linken, Stauraum unter dem rechten Bett, 6 Oberschränke, LED-Ambientebeleuchtung mit drei Bedienpanels, Panel für Zentral-Bordmanagement

Kochen

L-Küchenblock links, dreiflammiger Herd mit Glasabdeckung und Piezozündung, Edelstahlspüle mit Abdeckung, 140 Liter Absorber-Kühlschrank mit Gemüse,Tiefkühl- und Flaschenfach, 2 Hängeschränke, 2 Ablagen, 2 Unterschränke mit je 2 Schubladen, 1 Apothekerauszug, Fach für Mülltrennung,  Softclose-Einzug der Schubladen, Zentralsicherung

Sanitär

Sanitärraum Fahrzeugmitte links, feste Tür, Dusche und WC-Raum getrennt, als Raumbad abtrennbar nach vorne und hinten, Kunststoff-Waschbecken mit Wasserhahn und Unterschrank, 1 Spiegelschrank, offene Ablagen, Dachhaube, drehbare Thetford-Cassetten-Toilette C 260,  separate Dusche mit Duscharmatur, zwei Ausläufen, klappbare Plexiglas-Abtrennung, Ausstellfenster

Schlafen

Elektrisch verstellbare Heck-Einzelbetten (2.001 x 760 mm) und (1.960 x 760 mm), längs angeordnet, mit zwei Kaltschaummatratzen und Lattenrosten, erweiterbar zum Doppelbett mit Einlegeteil, elektrisch bedienbares Hubbett (1.900 x 1.320/1110 mm), Dinettbett 2.120 x 850 mm)