Ambitioniertes Selbstbau-Projekt: Die eigene Wohnkabine auf einen Peugeot Boxer. (Foto: Klinke; Montage: tom/dkf)

Ambitioniertes Selbstbau-Projekt: Die eigene Wohnkabine auf einen Peugeot Boxer. (Foto: Klinke; Montage: tom/dkf)

Selbstbau-Projekt – Eigene Wohnkabine auf Peugeot Boxer – Teil 3

Fahrzeuge, Menschen, Technik, Tipp

Im dritten Teil unserer Serie über das Selbstbau-Projekt des Ehepaares Klinke aus Mönchengladbach beschreiben wir die vielfältigen technischen Anforderungen und Daten, die berücksichtigt werden müssen, um die Zustimmung des TÜV für dieses ehrgeizige Vorhaben zu erhalten.

Zwei spannende Ausbau-Projekte: Der Jumper 2016 und der Boxer 2022. (Foto: Klinke)
Zwei spannende Ausbau-Projekte: Der Jumper 2016 und der Boxer 2022. (Foto: Klinke)

Das Projekt hat über 1.500 Arbeitsstunden erfordert

Von der Konzeption bis hin zur Fertigstellung eines selbstgebauten Wohnmobils erfordert es naturgemäß zahlreiche Stunden für Holzarbeiten, Elektroinstallationen und die Integration von Heizungs- und Sanitäranlagen, um das Fahrzeug sprichwörtlich “auf die Räder zu stellen”.

Neben diesen Hauptaufgaben müssen auch viele detaillierte und zeitaufwändige Arbeiten bewältigt werden, wie das Bohren von Kabelkanälen, das sorgfältige Verlegen von Leitungen mit Kabelbindern und die präzise Anpassung der Holzverkleidung. Wilhelm Klinke schätzt, dass er und seine Frau Christa “sicherlich mehr als 1.500 Arbeitsstunden” investiert haben, um die Wohnkabine auf dem Peugeot Boxer ganz nach ihren Wünschen zu montieren. Diese Anstrengungen haben sich für die begeisterten Reisefans definitiv ausgezahlt.

Fahrzeug sollte 3,5 Tonnen nicht überschreiten

Von Anfang an war es das Ziel, das Fahrzeug in der Gewichtsklasse bis zu einem zulässigen Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen zu konstruieren. Daher war es von entscheidender Bedeutung, bei der Auswahl sämtlicher Einbauten und Materialien stets Gewichtskriterien zu berücksichtigen.

Für das Fahrzeug wurden daher folgende Gewichtsangaben berechnet:

Baugruppe Gewicht und Anmerkungen
Verkleidungen u. Innenwände 40,8 kg Verkl.: Kunstleder-Wandverkl.
Schränke 86,8 kg
Küche 44,6 kg Gaskasten- u, Schubladenblock
Sitzgruppe 22,4 kg Tisch und Sitzbank
Betten 67,3 kg einschl. Stauräume unter Betten
Rolladenanlage 10,4 kg
Verkl. u. Bodenbeläge 25,4 kg Verkl.: Deckenpanele u.a.
Gasanlage u. Heizung 52,5 kg einschl. Kühlschrank
Wasseranlage 38,0 kg einschl. Duschanlage, WC, SOG
Elektrische Anlage 52,8 kg mit TV, SAT, PV, Videoanlage
Ausstattungen 57,0 kg einschl. Radträger

Außenanbauten fallen gehörig ins Gewicht

Zusätzliche Anbauten am Fahrzeug tragen zum Gesamtgewicht bei, das nicht unterschätzt werden sollte. Da in der Wohnkabine bewusst auf eine Heckgarage verzichtet wurde (weitere Details dazu hier im Teil 1), wurde stattdessen ein elektrisch betriebener Fahrradträger am Heck des Fahrzeugs angebracht.

Thule V16-Träger: Der elektrisch betätigte Fahrradträger ist sehr flexibel. (Foto: Klinke)
Thule V16-Träger: Der elektrisch betätigte Fahrradträger ist sehr flexibel. (Foto: Klinke)

Die Besitzer sehen in dieser Kombination den Vorteil, dass sowohl der etwa 20 Kilogramm schwere Träger als auch die zwei E-Bikes (jeweils mindestens 25 Kilogramm) je nach Reiseziel problemlos abgenommen werden können. Dies ermöglicht nicht nur potenzielle Kraftstoffeinsparungen, sondern schafft auch zusätzlichen Stauraum für andere Gegenstände, die stattdessen mitgeführt werden können.

Auf diese Weise wird das Maximum der 3,5-Tonnen-Grenze effizient genutzt, ohne Abstriche beim Komfort machen zu müssen.

Wir empfehlen sehr das dreiteilige Video zum kompletten Projekt Selbstbau. Dort erklärt das Ehepaar Klinke die vielen Arbeitsschritte und liefert viele praktische Tipps zu den Einbauten: Hier zum Video klicken Bitte beachten Sie: Mit dem Start des Videos stimmen Sie der Übertragung und Weiterverarbeitung von Daten durch YouTube zu.

Um die präzise Planung dieses Projekts noch einmal zu verdeutlichen, haben wir einen Auszug aus den umfassenden Planungsunterlagen ausgewählt. In diesem Abschnitt beschreibt der Erbauer, wie ein spezielles Fach für die Fahrrad-Akkus vorgesehen wurde. Dadurch entsteht eine vorbildliche Ordnung, erfordert aber auch eine äußerst sorgfältige Vorplanung.

Akribische Planung bis ins Detail: Die Unterlagen dokumentieren viele Arbeitsschritte detailliert. (Foto: Klinke)
Akribische Planung bis ins Detail: Die Unterlagen dokumentieren viele Arbeitsschritte detailliert. (Foto: Klinke)

Der TÜV muss seinen Segen geben

Gemäß den Berechnungen des Selbstbauers wiegt das Fahrzeugchassis ohne Fahrer und Kraftstoff 1830 kg. Der zusätzliche Gewichtsanstieg durch die noch nicht eingebaute Kabine beträgt 562 kg, was das Ausgangsleergewicht auf 2392 kg anhebt. Weitere Faktoren werden nun in die Gesamtberechnung einbezogen.

Basierend auf der obenstehenden Tabelle mit den eingebauten Materialien ergibt sich ein zusätzliches Gewicht von ungefähr 500 kg. Demnach liegt das Gesamtgewicht bei rund 2900 Kilogramm.

Zur Ermittlung der verbleibenden freien Zuladung muss die Mindestzuladung nach DIN EN 1646 addiert werden. Für das 2-sitzige 7-m-Fahrzeug beträgt diese 90 kg plus 165 kg für die zweite Person. Somit ergibt sich eine Gesamtbeladung von 3100 kg (ohne Frischwasser). Die verbleibende Zuladungsreserve beträgt daher 400 kg bis zum zulässigen Gesamtgewicht von 3500 kg.

Eine Zuladung von 400 Kilogramm bietet ausreichend Spielraum, um auf Reisen die gewünschten, sinnvollen und notwendigen Gegenstände komfortabel mitführen zu können. Somit steht einer angenehmen Reise nichts im Wege.

Verdienter Lohn der Arbeit: Mit dem Selbstbau am Elb-Ufer. (Foto: Klinke)
Verdienter Lohn der Arbeit: Mit dem Selbstbau am Elb-Ufer. (Foto: Klinke)
Mit der Selbstbau-Kabine im schönen Glurns, Südtirol. (Foto: Klinke)
Mit der Selbstbau-Kabine im schönen Glurns, Südtirol. (Foto: Klinke)

Ohne Zeitplan geht es nicht!

Um das Selbstbau-Projekt erfolgreich durchführen zu können, ist ein sorgfältig geplanter Ablaufplan unerlässlich, betont der ehemalige Konstrukteur Wilhelm Klinke. Aus seinen Erfahrungen beim Erstprojekt des Jumper-Ausbaus (Details dazu finden Sie hier im Bericht) im Jahr 2016 konnte er bereits auf wichtige Erkenntnisse zurückgreifen. Im vorliegenden Boxer-Projekt haben sich die Eheleute Klinke an den folgenden, auszugsweise dargestellten Plan gehalten:

Ohne eine gute Vorplanung geht es nicht. (Grafik: Klinke)
Ohne eine gute Vorplanung geht es nicht. (Grafik: Klinke)

Die präzise abgestimmte Abfolge der aufeinanderfolgenden Ausbauschritte ist deutlich erkennbar. Bei genauerer Betrachtung erscheint dieser Ablauf natürlich stringent und logisch. Und jeder Selbstbauer hätte es bei seinem Projekt natürlich (!) genau so und nicht anders gemacht! Oder?

Jedoch sind uns auch verschiedene Hobby-Ausbauprojekte beim D.C.I. bekannt, die aufgrund von Problemen mit der Koordination der Gewerke, unzureichender Zeitplanung und letztendlich auch am Geld krachend gescheitert sind. Umso erfreulicher ist es, hier ein so rundum erfolgreiches Projekt vorstellen zu können!

Hinweis: Die zahlreichen Planungsunterlagen mit unzähligen Tipps, technischen Zeichnungen und Stücklisten sind für eine geringe Gebühr direkt hier zu beziehen.
Email an: boxer@online.de

Weitere Faktoren, die eine Rolle spielen

Scheinbare Kleinigkeiten haben oft einen entscheidenden Einfluss auf den Erfolg oder Misserfolg eines gesamten Projekts. Im Badezimmer seines Projekts hatte der Selbstbauer beispielsweise verschiedene Einbauteile zunächst vorläufig mit Saugnäpfen montiert. Er überprüfte ihre Alltagstauglichkeit, bevor er die endgültigen Bohrungen für Zahnputzbecher oder Regalelemente vornahm.

Erinnern Sie sich auch noch an den Küchenausbau mit der speziellen Box, die genau vier Weinflaschen aufnimmt? (Details dazu hier im Bericht Teil 2!)

Mag sein, dass das nach Kleinigkeiten klingt. Doch aus unserer Sicht verleihen diese maßgeschneiderten Details dem Wohnmobil seine einzigartige Note und machen es zu einem Reisebegleiter, der Tag für Tag ein Lächeln aufs Gesicht zaubert und jede Reise zu einem besonderen Erlebnis macht.

Das Ergebnis dieses umfangreichen Prozesses, den wir in drei Teilen – Teil 1 hierTeil 2 hierTeil 3 hier – begleitet haben, spricht für sich.

Projekt-Beginn: Wilhelm Klinke mit dem Fahrgestell des Peugeot Boxer. (Foto: Klinke)
Projekt-Beginn: Wilhelm Klinke mit dem Fahrgestell des Peugeot Boxer. (Foto: Klinke)
Wichtiges Zwischenziel erreicht: Ansicht der Gfk-Kabine vor Ausbaubeginn. (Foto: Klinke)
Wichtiges Zwischenziel erreicht: Ansicht der Gfk-Kabine vor Ausbaubeginn. (Foto: Klinke)
Designkniffe machen es möglich: Gerade Sichtachse durch den gesamten Innenraum. (Foto: Klinke)
Designkniffe machen es möglich: Gerade Sichtachse durch den gesamten Innenraum. (Foto: Klinke)
Mit der selbstgebauten Kabine auf Tour. (Foto: Klinke)
Mit der selbstgebauten Kabine auf Tour. (Foto: Klinke)

Fazit:

Dieses spannende Ausbau-Projekt hat uns beim D.C.I. sehr viel Spaß gemacht. Wir hoffen, dass für die Leser zahlreiche Anregungen und Denkanstöße für die eigenen bereits begonnenen oder demnächst anstehenden Ausbauarbeiten dabei sind.


Weitere Informationen

https://www.juboduselbstausbau.de/das-boxer-projekt

Zum Bericht Teil 1: Vorüberlegungen, Planungen und Kabinenbau

Zum Bericht Teil 2: Innenausbau, Sanitär und Elektrik

Zum Bericht Teil 3: TÜV und Technik


(c) Klinke
(c) Klinke

Wilhelm Klinke ist gelernter Tischler und Stellmacher.
Mit einem Studium im Bereich Maschinenbau und Kunststofftechnik und fast 40 Jahren Erfahrung in der Leichtflugzeugkonstruktion und -fertigung verfügte er über die idealen Qualifikationen, um gemeinsam mit seiner Frau Christa eine eigene Wohnkabine selbst zu bauen. Die Familie Klinke steht gerne für Anfragen rund um das Projekt zur Verfügung. Sie können E-Mails an folgende Adresse senden: boxer@online.de

Hinweis: Für das Selbstbau-Projekt Boxer wurden umfangreiche Planungs- und Fertigungsunterlagen erstellt, die gegen eine geringe Gebühr erhältlich sind.


 

Basisfahrzeug Peugeot Boxer Fahrgestell 435 L3 BlueHDi140
Motor 4-Takt-Diesel/103 kW/140 PS/2179 cm³
Schadstoffklasse Euro 6d temp
Getriebe mechanisch, 6 Gang
Sitzplätze/Schlafplätze 2/2 (2 Gurtplätze ausschl. im Führerhaus)
Maße LxBxH 6970 x 2300 x 2850 mm
Zul. Gesamtmasse 3500 kg
Leermasse §21StVZO 2935 kg
Masse im fahrbereiten Zustand 3042 kg (alle Flüssigkeiten & Zusatzeinbauten)
Ausstattung 2 x Airbags, ESP, ABS, DSC/ASR, DAB, Rückfahr-
kamera, autom. Klima, Tempomat, Luftfederung hi.

Das gesamte Projekt auf YouTube ansehen:


Bitte beachten: Mit dem Start des Videos stimmen Sie der Übertragung und Weiterverarbeitung von Daten durch YouTube zu.

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Planungs- und Fertigungsunterlagen sind verfügbar!

Um einen Einblick in die umfangreichen Arbeiten dieses Selbstbau-Projekts zu gewähren, bieten wir hier einen Ausschnitt der Planungsunterlagen zur Gewichtsberechnung an. Für weitere Informationen stehen direkte Anfragen bei der Familie Klinke zur Verfügung.

Mit guter Planung zum Ziel: Auszug aus den Planungsunterlagen. (Grafik: Klinke)
Mit guter Planung zum Ziel: Auszug aus den Planungsunterlagen. (Grafik: Klinke)