Gibt es einen Dieselskandal? Wir liefern Fakten. (Foto: wir-sind-klein; pixabay.com/Montage: tom/dkf)

Gibt es einen Dieselskandal? Wir liefern Fakten. (Foto: wir-sind-klein; pixabay.com/Montage: tom/dkf)

Dieselskandal bei Fiat und Iveco? Sind Wohnmobile betroffen? Hier die Fakten zum möglichen neuen Abgasskandal

Diesel, Fiat, Iveco, Recht & Gesetz

Nach dem Bericht im Fernsehmagazin Plusminus vom 21. April 2021 über deutlich erhöhte Stickoxyd-Werte bei Fahrzeugen von Fiat Ducato läuten bei vielen Wohnmobilisten die Alarmglocken. Droht ein Dieselskandal nun auch in der Caravaning-Branche oder ist er bereits da? Ist mein eigenes Fahrzeug betroffen? Wo finde ich verlässliche Informationen? Und ganz wichtig: Was ist nun sinnvollerweise zu tun?

Wir haben in diesem Artikel die Fakten übersichtlich zusammengefasst.


Ab wann gibt es überhaupt Meldungen über mögliche Probleme bei Reisemobilen?

2016: Das Kraftfahrtbundesamt (KBA) informiert das Bundesverkehrsministerium über mögliche Probleme bei der Abgasnachbehandlung von Fiat-Motoren
2017/2018: Die EU-Kommission hat seit 2017 gegen Italien ein Vertragsverletzungsverfahren eingeleitet und seit 2018 ist eine Klage am Europäischen Gerichtshof anhängig
2020: Im Juli durchsucht die Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main den Sitz von Fiat Chrysler Automobiles (FCA), Deutschland (seit dem 16. Januar 2021 Automobilholding Stellantis N.V.).

Ermittlungsansatz: Verdacht des gewerbsmäßigen Betrugs gegen Verantwortliche von Fiat Chrysler Automobiles N.V., Case New Holland Industrial N.V. und Iveco Magirus AG

Vorwurf: Einbau von unzulässigen Abschaltvorrichtungen in Dieselfahrzeugen

Es handelt sich um ein schwebendes Verfahren. Der Vorwurf der technischen Manipulation ist nicht bewiesen. Es gilt somit die Unschuldsvermutung.


Welche Fahrzeuge sollen betroffen sein?

Diese Motoren der Marken Fiat, Jeep, Alfa Romeo und Iveco mit der Abgasnorm Euro 5 und Euro 6 stehen derzeit unter dem Manipulationsverdacht. Es soll um die Jahrgänge 2014 bis 2019 gehen:

  • 1,3 Liter Multijet; 1,3 Liter 16V Multijet

  • 1,6 Liter Multijet; 1,6 Liter

  • 2,0 Liter Multijet; 2,0 Liter

  • 2,2 Liter Multijet II

  • 2,3 Liter; 2,3 Liter Multijet

  • 3,0 Liter

  • Viele dieser Motoren kommen in Reisemobilen als Basisfahrzeug zum Einsatz. Insgesamt geistert derzeit die Zahl von 200.000 betroffenen Fahrzeugen durch die Medien.

>> Details hier im Bericht <<


Welche Fahrzeuge sind NICHT betroffen?

Euro 6d-Fahrzeuge und Euro 6dtemp-Fahrzeuge sind NICHT betroffen


Gibt es einen amtlichem Rückruf vom KBA für IVECO Daily-Fahrzeuge?

Ja! Das Kraftfahrtbundesamt (KBA) hat am 5. Februar 2021 unter der KBA-Referenznummer 010493 einen Rückruf für Iveco Daily-Fahrzeuge gestartet.

Details können Sie selber in der Rückrufdatenbank nachschauen:

https://www.kba-online.de/gpsg/startServlet?adress=gpsg

Geben Sie dort also “Iveco” ein und ggf. weitere spezifische Daten.


Müssen Reisemobilfahrer auf Fristen achten?

Ja! Es gibt verschiedene Varianten zu beachten.

Sachmängelhaftungsfrist

Wenn das Fahrzeug betroffen und nicht älter als 24 Monate ist, dann…
befindet es sich in der Sachmängelhaftungsfrist. Dann kann es sinnvoll sein, einen Anwalt zu kontaktieren und prüfen zu lassen, ob Sachmängelhaftungsansprüche vorliegen.

Verjährung

Wenn das Fahrzeug betroffen und älter als 24 Monate ist, dann…
greift die Verjährungsfrist. Die gesetzlich Verjährungsfrist liegt in Deutschland bei drei Jahren ab Kenntnis. Hier also ab dem öffentlichen Bekanntwerden des möglichen Dieselskandals.
Zur Berechnung können nun zwei Zeitpunkte in Betracht kommen.
Wenn angenommen wird, dass die Klageerhebung vor dem EuGH (s.o.) im Jahr 2018 reicht, um Kenntnis vom dem Sachverhalt zu erlangen, dann könnte die Verjährung bereits am 31. Dezember 2021 ablaufen.
Sofern angenommen wird, dass man als Womo-Besitzer Kenntnis ab der Durchsuchung der StA Frankfurt im Juli 2020 haben konnte, läuft die Verjährung bis 31. Dezember 2023.

Diese Frage ist mit Stand heute – 25. April 2021 – nicht abschließend geklärt.
Wir bleiben an dem Thema dran und versuchen es für Euch zu klären.


Was sollen Womo-Fahrer nun tun?
Klären Sie, ob ihr Fahrzeug betroffen ist.
Dies können Sie ausschließlich beim Hersteller (also Fiat, Jeep, Alfa Romeo und Iveco) oder dem Kraftfahrtbundesamt erfahren.
Wenden Sie sich schriftlich an den Hersteller, liefern Sie alle relevanten Information des Fahrzeugs mit (Kopie Fahrzeugschein; Fahrgestellnummer; Motornummer) und fragen Sie konkret an, ob ihr Fahrzeug von den Ermittlungen der StA Frankfurt umfasst ist.
Sollte der Hersteller nicht reagieren, können Sie sich auch an das KBA wenden.


Haben Sie eine Rechtsschutzversicherung?
Klären Sie mit der Versicherungsgesellschaft vorab, ob diese die entstehenden Kosten für anwaltliche Beratung und weitere Maßnahmen trägt. Lassen Sie sich also die sog. Deckungszusage geben.


Was ist noch zu tun?
Beachten Sie unbedingt die genannten Fristen und halten Sie sich grundsätzlich über die Fachpresse und die Suchmaschinen im Internet über das Thema auf dem Laufenden.

Insgesamt gibt es derzeit ein breites Meinungsspektrum im öffentlichen Diskurs. Verschiedene Anwaltskanzleien haben sich bereits positioniert und bieten potentiellen Mandanten Beratungsleistungen. Demgegenüber gibt es Stimmen im Netz, die dazu raten abzuwarten.

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Achtung: Bitte beachten Sie, dass der Beitrag lediglich der allgemeinen Information dient.
Der Beitrag stellt keine Rechtsberatung dar und kann die rechtliche Beratung im Einzelfall nicht ersetzen!

Informationsstand des Artikels: 25.4.2021


Weitere Informationsquellen

Unser Bericht über Plusminus

Das Interview mit Dr. Ralf Stoll, Kanzlei Dr. Stoll & Sauer – Gespräch über den Stand der Dinge und Ausblick

Unser Bericht über Fahrzeuge – Welche Modelle sollen betroffen sein?

Unser Bericht über das EuGH-Urteil – Abschaltvorrichtungen illegal

Kraftfahrtbundesamt – Rückrufdatenbank

Rückruf des Kraftfahrtbundesamt: Fahrzeuge der Iveco Daily-Reihe sollen eine Aktualisierung des Datensatzes im Motorsteuergerät erhalten. (Foto: Iveco)
Rückruf des Kraftfahrtbundesamt: Fahrzeuge der Iveco Daily-Reihe sollen eine Aktualisierung des Datensatzes im Motorsteuergerät erhalten. (Foto: Iveco)